Führung

Wie leitet man eine führungsklausur, die konkrete prioritäten und eine umsetzbare roadmap liefert

Wie leitet man eine führungsklausur, die konkrete prioritäten und eine umsetzbare roadmap liefert

Eine erfolgreiche Führungsklausur liefert nicht nur Inspiration, sondern konkrete Prioritäten und eine umsetzbare Roadmap. Aus meiner Erfahrung als Beraterin und Strategin ist der Unterschied zwischen einer guten und einer wirkungsvollen Klausur weniger Dramaturgie als Methodik, Vorbereitung und Nachverfolgung. In diesem Artikel beschreibe ich, wie ich eine solche Klausur plane, durchführe und sicherstelle, dass die Ergebnisse tatsächlich ins Tagesgeschäft überführt werden.

Warum eine Klausur gezielt auf Prioritäten und Roadmap ausrichten?

Zu oft endet eine Klausur mit vielen Ideen, aber ohne eindeutige Entscheidung, was als nächstes passiert. Das kostet Zeit, Motivation und Vertrauen in Führung. Ich ziele stattdessen auf drei greifbare Ergebnisse: 1) klare Prioritäten, 2) eine Roadmap mit Verantwortlichkeiten und Meilensteinen und 3) ein einfaches Monitoring-Format, das die Umsetzung erzwingt.

Vorbereitung: was ich unbedingt vorher kläre

Gute Vorbereitung ist 70% des Erfolgs. Folgende Punkte kläre ich vorab mit dem Auftraggeber oder dem Vorstand:

  • Teilnehmerkreis: Wer muss unbedingt dabei sein (Entscheider, Fachexperten, Moderatoren)?
  • Konkretes Ziel: Welche Entscheidungen sollen am Ende getroffen sein?
  • Vorabmaterial: Zahlen, Kundenerkenntnisse, laufende Projekte – alles als One-Pager.
  • Logistik: Raum, digitale Tools (z. B. Miro, Google Workspace), Zeitrahmen.
  • Moderation: externe oder interne Moderation? Externe Moderation erhöht oft die Fokusqualität.
  • Ich sende mindestens eine Woche vorher ein Paket mit:

  • Agenda
  • Expected outputs (z. B. Top-5 Prioritäten, 6-Monats-Roadmap)
  • Relevanten Kennzahlen (Umsatz, KPI, Projektstatus)
  • Kurzer pre-work-Aufgabe (z. B. 3 Kernrisiken und 3 Chancen identifizieren)
  • Agenda: sinnvolle Struktur für Entscheidungen

    Eine typische Klausur, die ich leite, hat folgende Struktur – als Orientierung für einen 2-tägigen Workshop:

  • Tag 1 Vormittag: Kontext & Alignment (Status, Markt, Kunden, Vision-Reminder)
  • Tag 1 Nachmittag: Ideation & Problemdefinition (gezielte Inputs, Gruppenarbeit)
  • Tag 2 Vormittag: Priorisierung (methodische Bewertung, Konsolidierung)
  • Tag 2 Nachmittag: Roadmap-Design & Verantwortlichkeiten, Commitments
  • Wichtig ist, dass jede Session ein klares Output-Format hat. Zum Beispiel: Am Ende von Session X liegt eine Liste von maximal 10 Initiativen mit definiertem Scope vor.

    Methoden, die ich verlässlich einsetze

    Für Prioritäten und Roadmap empfehle ich eine Kombination aus qualitativen Diskussionen und strukturierten Bewertungsmethoden:

  • Impact/Effort-Matrix – schnell, transparent, gut geeignet, um Low-Hanging Fruits zu identifizieren.
  • RICE-Scoring (Reach, Impact, Confidence, Effort) – wenn man numerisch arbeiten will.
  • MoSCoW – Must/Should/Could/Won't für schnelles Priorisieren nach Wichtigkeit.
  • Assumption Mapping & Risikobetrachtung – um Unsicherheiten sichtbar zu machen und Test-Hypothesen abzuleiten.
  • In der Klausur kombiniere ich oft die Impact/Effort-Matrix für eine erste Sortierung und RICE für die Feinbewertung der Top-Initiativen. Dabei arbeite ich mit vordefinierten Scoring-Regeln, damit Diskussionen nicht in subjektiven Bewertungen enden.

    Moderationstechniken, die Entscheidungen erzwingen

    Entscheidungen entstehen nicht automatisch; sie müssen facilitativ erzeugt werden. Das bedeutet konkret:

  • Timeboxing: Jede Bewertungsrunde hat ein klares Zeitlimit.
  • Demokratie mit Führung: Ich nutze abgestufte Abstimmungen (z. B. Prioritätskarten + finale Executive-Entscheidung), damit Beteiligung sichtbar ist, aber die Verantwortung klar bleibt.
  • Fokusfragen: „Welche Initiative bringt in 6 Monaten messbar X?“ oder „Welche Maßnahme reduziert das größte Risiko sofort?“
  • Parking Lot: Ideen, die nicht in die Roadmap passen, schreibe ich in einen „Backlog“ – sichtbar, aber nicht blockierend.
  • Roadmap-Format, das tatsächlich umgesetzt wird

    Die Roadmap muss knapp, zeitlich fokussiert und mit Verantwortlichkeiten versehen sein. Ich empfehle ein 6- bis 12-Monats-Band mit Quartals-Meilensteinen. Unten ein einfaches Template, das wir in Klausuren verwenden:

    Initiative Owner Ziel / KPI Q1 Q2 Risiken / Mitigation
    CRM-Migration Head of IT +15% Conversion Sales Leads Planung Rollout Pilot Data Clean-Up / Dediziertes Team
    Lead-Scoring Head of Marketing +20% MQL-to-SQL Konzept A/B Test Integrations-Check

    Dieses Format ist absichtlich pragmatisch: kurze Beschreibungen, klarer Owner, messbares Ziel und ein Quartalsblick. Es ist wichtig, nicht zu viele Initiativen in den Plan zu packen – lieber wenige, gut gemanagte Projekte.

    Commitments und Governance

    Am Ende der Klausur lasse ich jede verantwortliche Person verbal und schriftlich commits abgeben: Was wird in den nächsten 30 Tagen geliefert? Welche Entscheidung braucht sie? Diese kurzen Commitments werden dokumentiert und sind die Basis für das Follow-Up.

    Ich setze außerdem ein Governance-Ritual auf: Ein 30-minütiges Quartals-Review und ein wöchentliches 15-minütiges Check-in für die drei wichtigsten Initiativen. Die Review-Agenda ist simpel:

  • Status vs. Plan
  • Top-Risiken
  • Nächste Schritte & Eskalationen
  • Follow-Up: wie ich die Umsetzung sicherstelle

    Die Nacharbeit entscheidet über den langfristigen Erfolg. Meine Standard-Checklist nach einer Klausur:

  • Finales Protokoll mit Roadmap und Commitments innerhalb von 48 Stunden.
  • Verteilung der One-Pager zu jeder Initiative.
  • Einrichtung der Governance-Meetings im Kalender.
  • Erstellung eines Dashboards (z. B. in Google Sheets oder einem einfachen BI-Tool) mit 3-5 KPIs.
  • Mini-Workshops zur Übergabe an die operativen Teams.
  • Bei Kunden nutze ich gern einfache Tools wie Trello oder Asana für das Task-Tracking und Google Data Studio oder Looker Studio für KPI-Reporting. Wichtig ist: Das Tool darf kein Selbstzweck sein. Es muss die Arbeit erleichtern.

    Typische Fehler, die ich bei Klausuren immer wieder sehe

    Wenn Sie diese vermeiden, steigen Ihre Chancen auf konkrete Ergebnisse deutlich:

  • Zu viele Teilnehmer ohne klare Entscheidungsbefugnis.
  • Keine klaren Output-Formate – Diskussionen ohne Ergebnis.
  • Unrealistische Roadmaps ohne Kapazitätsprüfung.
  • Keine Nachverfolgung: Commitments werden nicht eingefordert.
  • Ein konkretes Mini-Format für kurze Klausuren

    Manchmal reichen 4 Stunden. Mein kompaktes Format:

  • 15 Min: Zielsetzung & Kontext
  • 60 Min: Identifikation von Initiativen (Brainstorm + Clustering)
  • 45 Min: Priorisierung mit Impact/Effort
  • 45 Min: Roadmap-Entwurf & Owner-Zuordnung
  • 15 Min: Commitments & Nächste Schritte
  • Dieses Format erzeugt schnell Klarheit und ist ideal für Führungsteams, die häufige, kurze Abstimmungen bevorzugen.

    Wenn Sie möchten, unterstütze ich Sie gern bei der Vorbereitung oder Moderation Ihrer nächsten Führungsklausur — inklusive Vorlagen, Roadmap-Templates und Follow-Up-Paketen, die wir gemeinsam auf Ihre Organisation zuschneiden können. Auf Hgd Team stelle ich ebenfalls Checklisten und Templates zur Verfügung, die Ihnen helfen, das Ganze intern zu reproduzieren.

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